Der Spreewald als märchenhaftes Biosphärenreservat

Der Spreewald in Brandenburg hat einen ganz besonderen Ruf: Wie in einem Märchen soll es dort sein, sagen alle, die die zauberhafte Wald- und Flusslandschaft bereits erlebt haben. In endlos wirkenden Verzweigungen schlängelt sich die Spree durch ein Gebiet von über 475 Quadratkilometern. Natur- und Sportliebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten.

Der Spreewald ist ein von der UNESCO anerkanntes Biosphärenreservat, das man sowohl per Boot durchpaddeln als auch per pedes durchwandern, oder per Rad durchfahren kann. Malerische Spreewaldorte wie Lübbenau oder Lehde sind dabei immer nur einen Steinwurf weit entfernt und lohnen jeden Abstecher.

Prima erkunden lässt sich die Region vom Lausitzer Seenland aus, das nur gut 40 Kilometer südlich des Naturschutzgebietes liegt. Wenn Sie hier, zum Beispiel am Gräbendorfer See, Schwimmende Häuser mieten, sind Sie im Nu startklar für wasserlastige und märchenhafte Ferien.

Mit dem Kahn durch die Spreewaldkanäle

Wer im Spreewald nicht mindestens eine Fahrt auf einem der klassischen Stocherkähne mitgemacht hat, hat die wundervolle Kulturlandschaft in Brandenburg nicht richtig genossen. Zur Hauptsaison, von April bis Oktober, starten die Ausflugstouren per Kahn stündlich: und das von allen größeren Orten des Biosphärenreservats aus.

Sie können in Lübbenau, Burg, Raddusch, und verschiedenen anderen Orten auf den Kahn steigen. Zwei Stunden lang schippert Sie ein knorrig wirkender Kahnführer, der sein Handwerk bereits vor etlichen Jahren erlernt hat, durch die verwunschene Traumlandschaft. Alle Kahnführer sind große Geschichtenerzähler.

So manche Anekdote, Sage, oder sogar Gespenstergeschichte, wird unterwegs erzählt werden. Im Winter locken der Jahreszeit angepasste Themenfahrten. Sie können sich dann, zum Beispiel dick eingeschlagen in eine kuschelige Decke, auf eine Glühweinfahrt durch die Flusslaufverzweigungen der Spree begeben.

Auf eigene Faust die Spreekanäle durchpaddeln

Wenn Sie Hausboote mögen, mögen Sie sicher auch Paddelboote. Paddelboote und Kajaks sind, ebenfalls in allen größeren Orten des Spreewalds, ausleihbar. An den Verleihstationen werden Sie außerdem mit Kartenmaterial versorgt, das Ihnen aus dem weit verzweigten Flusslabyrinth der Spree, ein ergiebiges Netz aus Wasserstraßen aufleuchten lässt.

Nach Herzenslust können Sie am Ufer der Kanäle Rast machen. Erkunden Sie die nähere Umgebung aus abwechselnd dichtem Baumbestand, und zum Träumen einladenden Auen. Per Boot haben Sie auch die Gelegenheit die urigen Spreewalddörfer, ganz aus der Entenperspektive, vom Wasser aus zu bestaunen.

Auf dem Gurken-Radweg 250 Kilometer weit radeln

Das Radwegesymbol des Gurken-Radwegs ist so markant wie der Spreewald selbst. Sie folgen immer einer auf dem Rad sitzenden Spreewaldgurke. Die Spreewaldgurke ist das bekannteste Exportgut der Region. Dank der feuchten und humusreichen Böden wachsen Gurken hier besonders gut. Nach der Ernte legen die Spreewälder sie in einen speziellen Sud ein, in dem unter anderen Zitronenmelisse und Basilikum enthalten sind.

Diese Mischung ist seit Jahrhunderten weit über den Spreewald hinaus bekannt. Kein Wunder, dass die Gurke hier an jeder Ecke symbolhaft zu finden ist. Auf dem Gurken-Radweg fahren Sie in gewundener Linie 250 Kilometer lang durch das komplette Biosphärenreservat. Fahrräder gibt es in jeder größeren Spreewaldgemeinde auszuleihen.

Verkosten Sie zunächst einige Spreewaldgurken und begeben Sie sich dann gestärkt auf Erkundungstour. Dieser Radweg ist durchgängig flach und für jeden geeignet.

Auf Schusters Rappen

Die Wanderwege der brandenburgischen Kulturlandschaft sind so vielfältig, dass Sie hier monatelang wandern könnten, bis Sie alle Wege kennengelernt haben. Auf dem Moorlehrpfad Raddusch zum Beispiel, wandern Sie 13,5 Kilometer auf einem Rundweg durch das Moor. Weiterhin führen Sie verschiedenste Themenwege, etwa auf den Spuren des Literaten Theodor Fontane, oder des Kirchenliedmusikers Paul Gerhardt, durch die verwunschenen Auenlandschaften.

Sogar ein Teilabschnitt des Europäischen Fernwanderwegs E 10 führt Sie von Lübben nach Lübbenau durch den grünen und wasserreichen Landstrich. Sie haben die Qual der Wahl zwischen einer geführten Wanderung, die vor allem in den Sommermonaten zahlreich angeboten werden, und individuellen Tagestouren in Eigenregie. Geführte Touren haben den Vorteil, dass Sie unterwegs noch jede Menge Informationen über die durchwanderte Kulturlandschaft, Sehenswürdigkeiten am Wegesrand sowie die Kultur der in der Region siedelnden Volksgruppe der Sorben erhalten.

Die besten Ausflugsziele für Besichtigungstouren

Die Hausboote auf dem Gräbendorfer See im Lausitzer Seenland sind ein idealer Ausgangspunkt um die Sehenswürdigkeiten und die Kultur des Umlandes zu erkunden. In der Gegend um Cottbus und Lübbenau siedelten einst die Slawen. Noch heute ist hier ein Siedlungsgebiet der westslawischen Volksgruppe der Sorben. Die Sorben sind eine der anerkannten Minderheiten in der Bundesrepublik. Sie verfügen über eine eigene Sprache und Tradition, die hier heute noch gelebt wird.

Erklimmen Sie den Bismarckturm in Burg

Für schwimmende Häuser schwärmen, und sich in die luftigen Höhen des 28 Meter hohen Bismarckturmes zu begeben, muss sich nicht widersprechen. Auch hierhin gelangen Sie auf asphaltierten Radwegen, oder über gleich mehrere Wanderwege. Der Turm liegt etwa einen Kilometer nordöstlich der Stadt Burg, und wurde zwischen 1915 und 1917 erbaut. Erklimmen Sie die 26 Stufen bis zur ersten, und weitere 85 Stufen bis zur zweiten Aussichtsplattform.

Genießen Sie einen herrlichen Ausblick über die Auen und Moore rundum. Immer wieder finden rund um den Turm Veranstaltungen wie die Spreewälder Sagennacht statt. Nur einige Schritte vom Bismarckturm entfernt sollten Sie noch das Annemarie-Schulz-Haus besichtigen. Dabei handelt es sich um ein Blockbohlen-Wohnstallhaus, wie sie für die Region früher typisch gewesen sind. Das Haus wurde 1726 erbaut.

Tauchen Sie ein in die Welt der Slawen

Die Slawenburg Raddusch ist kein Original. Wenn Sie sich jedoch für die Geschichte der Slawen interessieren, wird Sie dieser originalgetreue Nachbau einer slawischen Fliehburg begeistern. Im 9. und 10. Jahrhundert gab es im Radduscher Umland etwa 40 solcher Ring-Burgen.

Hinter den Schutzwällen der Fliehburgen fanden ortsansässige Bauern Zuflucht bei Angriffen, Kriegen und Naturkatastrophen. Hier können Sie sich ein Bild davon machen, wie die Slawen im Mittelalter lebten. Auch die Umgebung der Wallanlage ist, was den Bewuchs mit Pflanzen anbetrifft, so gestaltet, wie sie die Slawen vorfanden. Im angeschlossenen Museum werden Ausgrabungsfunde gezeigt, die beim Bau der heutigen Anlage ausgehoben wurden. Daneben können Sie sich hier über die Ausbreitung slawischer Stämme sowie deren Kultur informieren.

Reise ins 19. Jahrhundert

Um in die jüngere Kulturgeschichte der Spreewälder einzutauchen, eignet sich das Freilandmuseum Lehde bestens. Es handelt sich hier um das älteste Freilandmuseum Brandenburgs. Das Freilandmuseum versammelt vier Original-Bauernhöfe der Spreewaldregion. Auch die Einrichtungsgegenstände sind Originale. Das Museums-Personal trägt traditionelle Kleidung und zeigt Ihnen, wie die Spreewälder seinerzeit ihren Tag verbrachten.

Vom Haushalt, über die Garten- und Tierpflege, bis hin zum Broterwerb in historischen Handwerksbetrieben. Sie finden an dieser Stelle zum Beispiel eine Kahnbauerei, und sehen zu wie die Spreewaldkähne in ihrer traditionellen Bauweise gefertigt werden. Bei verschiedenen Workshops dürfen Sie sogar selbst Hand anlegen, und leben wie ein Spreewälder.

Besondere Spreewaldorte

Die Dörfer und Kleinstädte der Region strotzen nur so vor sorbischer Tradition. Die Wege zwischen den Orten sind, egal ob man mit dem Rad oder mit dem Boot unterwegs ist, immer kurz. Bei einer Boots- oder Radtour lassen sich an einem Tag ganz bequem auch mehrere Orte bestaunen.

Lübbenau: die Hauptstadt der Spreewälder

Die Stadt Lübbenau war schon früh ein Siedlungsgebiet der Sorben. Der Stadtname stammt so aus dem Sorbischen und bedeutet friedliebend. Sehenswert ist der Hafen der Stadt. Von hier starten die Spreewaldkähne. Im Umfeld des Hafens haben sich einige Restaurants angesiedelt, in denen die kulinarischen Highlights der sorbischen Küche angeboten werden.

Der Klassiker sind Kartoffeln mit Quark und Leinöl. Aber auch viele Fischgerichte und sorbische Bratwürste, die eine spezielle Kräuter- und Würzmischung enthalten, stehen auf der Speisekarte. Kinder freuen sich in Lübbenau besonders über einen Besuch im Spreewelten Bad, wo man gemeinsam mit Pinguinen schwimmen gehen kann. Spazieren Sie durch den hübschen Ortskern und besuchen Sie das Schloss Lübbenau, das im Stil des Klassizismus erbaut wurde. Auch die barocke Stadtkirche Sankt Nikolai ist sehr sehenswert.

Verträumtes Lehde

Sehr viel ruhiger als in Lübbenau geht es in Lehde zu. Der kleine Ort zählt lediglich 130 Einwohner, gilt aber als das charmanteste unter den Spreewalddörfern. Hier können Sie noch echte sorbische Tradition und Lebensweise erleben. In Lehde gibt es keine Straßen, sondern nur Kanäle. Durchfahren Sie den Ort mit dem Boot oder Kahn. Den Ortskern bilden Häuser in traditioneller Spreewaldbauweise. Ein hervorragendes Fotomotiv!

Calau und die Calauer Schweiz

Calau ist wundervoll grün eingebettet. Um die herrliche Natur um den Ort herum zu entdecken, empfiehlt es sich Calau im Rahmen einer Wanderung zu besuchen. In der Calauer Schweiz beeindrucken vor allem zahllose Quellen, Moore, Teiche und auch tiefe Schluchten. Der Sage nach wurde in Calau der Kalauer erfunden.

Örtliche Schusterjungen hatten demnach wohl eine große Freude daran doppeldeutige Witze zu erzählen. Heute ist Calau reich an Museen: es gibt nicht weniger als fünf. Unter anderem ein Oldtimer-Museum und ein Heimatmuseum. Die Bockwindmühle ist eine der letzten erhalten gebliebenen Mühlen der Region. Sie existiert seit 1575 in einer Gegend, die einstmals sehr reich an Mühlen gewesen ist. Das in der Mühle untergebrachte Museum informiert Besucher über die allgemeine Historie der brandenburgischen Mühlen, technische Eigenschaften, und auch die Landwirtschaftsgeschichte rund um Calau.

Auf dem Witzewegschlendern Sie höchst humorvoll durch die Stadt. 25 Kalauer-Tafeln, die jeweils an markanten Plätzen der Innenstadt angebracht sind, erklären amüsant die Stadtgeschichte.